Der österreichische Drachenkopf und die Klimakrise: Eine StadtSafari in den botanischen Garten
Die Klimakrise ist allgegenwertig. Bei ambuzzador so wie bei vielen anderen Menschen ist sie bereits Teil des Alltags, trotzdem oder gerade deswegen ist es besonders wichtig, die eigenen Scheuklappen abzulegen und sich immer wieder neue Sichtweisen oder interessante Aspekte einzuholen, um so den Horizont zu erweitern.
Daher bot der Ausflug in den botanischen Garten der Universität Wien uns, aber auch unseren Kund:innen eine perfekte Gelegenheit, das Thema Nachhaltigkeit praxisnah aus der Sicht der Flora & Fauna zu betrachten.
Projekte rund um den Klimawandel
Der botanische Garten lädt neben einem schattigen Plätzchen auch zum Nachdenken ein: Viele Forschungsprojekte werden hier gemeinsam von Professor:innen und Student:innen gemeinsam weiterentwickelt. Als erstes zeigte uns Saskia, die selbst nebenbei Biologie studiert, einen abgesperrten Bereich, in dem viele kleine Pappelbäume stehen. Untersucht wurde hier, wie (schnell) sich die Pappeln an die sich verändernden Klimabedingungen anpassen.
Ein größeres Projekt, das zwischen fünf und 10 Jahren läuft, ist PhenObs. Das Projekt lässt sich an zehn verschiedenen Orten auf der ganzen Welt wiederfinden, da hier die verschiedenen klimatischen Einflüsse auf Beikraut untersucht werden. Da die Temperaturen vor allem in Europa aufgrund der Klimakrise in den nächsten Jahren steigen werden, ist vor allem interessant herauszufinden, welches Kraut am hitzebeständigsten ist. Saskia ist sich sicher: Beikraut wird uns in Zukunft neben den Bäumen ebenfalls stark helfen können, CO2 zu speichern und die Temperaturen lokal zu senken. Denn viele Kräuter und Pflanzen sind viel mehr als nur Unkraut: Sie sind Lebens- und Lebensmittelgrundlage für viele Bodenorganismen. Schneeglöckchen zum Beispiel sind dafür ausgelegt, genau dann zu blühen, wenn die Ameisen aus der Winterruhe erwachen, um deren Samen weiterzutragen und so das Überleben der Schneeglöckchen zu sichern.
Die gefährdete Art
Schon bei unserer Ankunft teilte uns Saskia freudig mit, dass wir zum perfekten Zeitpunkt den Botanischen Garten besuchen, da der vom Aussterben bedrohte österreichische Drachenkopf gerade blüht. Von dem Zwergstrauch gibt es weltweit nur noch weniger als 100 bekannte Pflanzen. Da der Drachenkopf vor allem in trockenen Gebieten wie felsige Hänge oder Kalkhänge wächst, wird er oft Opfer von menschlichen Bauvorhaben und Steinabtragungen für Steinmischungen. Der Norddeutsche Drachenkopf gilt in Deutschland bereits als ausgestorben; in Österreich wurde er unter vollständigen Naturschutz gestellt.
Besuch der Exoten
Als nächste Etappe warfen wir einen Blick in das Klimahaus, in dem uns viele exotische Pflanzen wie zum Beispiel die Textilbanane erwarteten, aus dessen Fasern man feste Seile herstellen kann. Der Götterbaum ist ein gutes Bespiel wie wichtig es ist, Stärken auch in der richtigen Umgebung einzusetzen: Die weite Ausbreitung des Götterbaums ist nämlich in der Stadt weitgehend unbedenklich, doch im Wald kann er schnell zu einem unerwünschten Gast werden. Er nimmt schneller und besser Nährstoffe auf als andere Bäume; ist somit konkurrenzfähiger und kann im Wald andere Arten vernichten.
Der absolute Hingucker im Klimahaus war aber nichtsdestotrotz der Riesenbambus. Er wächst im Klimahaus bis zu 40cm pro Tag; in freier Wildbahn sogar noch 10cm mehr. “Zu Corona-Zeiten hatten wir, wie viele andere Betriebe auch, wenige Mitarbeitenden, die hier vor Ort gearbeitet haben. Daher konnte der Bambus nicht regelmäßig gestutzt werden”, erzählte Saskia, “der Bambus ist dann einfach weitergewachsen und hat sich sogar durch das Sicherheitsglas des Glasdaches gedrückt”. Uns alles wurde wieder einmal klar, wie gewaltig die Natur sein kann.
Ebenfalls ein Hingucker, aber leider auf negative Art und Weise: Die chinesische Hanfpalme. Sie vermehrt sich sehr rasant vor allem in der Schweiz und in den österreichischen Alpen und steht daher in der Schweiz auf der schwarzen Liste der invasiven Arten. Da die klimatischen Bedingungen in der Umgebung für die Palme immer angenehmer werden, müssen die Blütenstände regelmäßig geschnitten werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Der Lotuseffekt
Zum Abschluss der kleinen Safari durften wir an diesem heißen Tag unsere Hände in das kühle Nass des Seerosenteichs tunken und dabei gleich eine weitere Entdeckung machen: Tunkt man das Blatt kurz ins Wasser, merkt man beim Auftauchen, dass das Wasser vom Blatt abzuperlen scheint. Das liegt am Selbstreinigungseffekt. Die besondere Blattstruktur der Blätter sorgt dafür, dass Schmutzpartikel im Wasser nicht kleben bleiben. So kann die Pflanze Fotosynthese betreiben, obwohl sie normalerweise in schlammigen Sümpfen zuhause ist. Seit der Entdeckung machen wir Menschen uns diesen Trick, so wie viele andere Geniestreiche der Natur, zu eigen und benutzen ihn zum Beispiel in Fassadenfarben, Autolacke oder Textilbeschichtungen.
Fazit - Was haben wir mitgenommen?
Der Klimawandel findet bereits statt - wir sehen die Veränderung an den kleinen und großen Pflanzen jetzt schon
Von der Natur können wir lernen, welchen Einfluss eine invasive Art auf die Balance ihrer Umgebung hat
Die Flora & Fauna gibt uns Hinweise, wie wir Menschen im Einklang mit der Natur leben können - wie sie uns hilft, ein angenehmes Klima zu erhalten ohne sie dafür zerstören zu müssen
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