Mit Gelassenheit ins Chaos

Den Rahmen der Wirtschaftsgespräche in Alpbach haben wir genutzt, um die nächste Runde zum Thema Resilienz zu drehen… und den Aspekten zur Stärkung des eigenen Immunsystems für einen nachhaltigen Wandel auf den Grund zu gehen. Um den Change des eigenen Wirkens nicht nur gut zu überstehen, sondern fast schon proaktiv zu Zelebrieren und selbst in den Lead zu gehen.

Exklusive Runde im Rahmend der Wirtschaftsgespräche in Alpbach

Warum wir das im aktuellen Zeitalter brauchen? Weil das neue Zeitalter der Digitalisierung und des (Klima)Wandels Fragen aufwerfen wird, die wir heute noch nicht mal kennen. Und wir dafür unsere große Vorliebe, Antworten für alles zu haben in große Neugier transformieren müssen. Für uns selbst und unser Umfeld. Im Business Kontext bedeutet das, auf den Tag der Digitalen Disruption vorbereitet zu sein, also etwa den Tag an dem Apple Pay & Co das Zahlungsbusiness übernehmen.

Komplexitätsmatrix nach Cynefin, (c) Angel Diaz-Maroto

Weil dieses Thema sehr komplex ist, haben wir uns aus persönlicher Perspektive angenähert: Mit welchem Mindset, Methoden und Tricks ist es, den TeilnehmerInnen des Roundtables gelungen, durch persönliche Veränderungsprozesse zu gehen? Der Charme dieses Formats ist der persönliche Austausch, weshalb ich hier nicht alle Details verraten möchte. Aber die AHA Erlebnisse und Learnings, die sich für mich aufgetan haben, möchte ich hier teilen, um neue Perspektiven auf das Thema Resilienz zugänglich zu machen und zum Austausch anzuregen:

Matthias Strolz führ durch sein Modell des Neuerfindens

Grammatik der Veränderung

Matthias Strolz teilte das Framework aus seinem neuen Buch „Sei Pilot Deines Lebens“ und seine ganz persönliche Geschichte der Transformation. Im Wesentlichen hat er 5 Schichtungen (wie er die Phasen der Neuerfindung nennt) festgemacht:

Alles beginnt mit Reflexion in der es um ein bewusst werden und zur Ruhe kommen geht. Gefolgt von einem echten Einlassen auf Veränderung, was komplettes Loslassen bedeutet.

Loslassen vom „Alten“, obwohl das „Neue“ noch nicht da ist. Denn nur leere Hände können empfangen und aktiv werden. Ich denke, darin liegt die Chance für Organisationen, wenn Menschen auf der Individuumsebene loslassen und damit alle Energie auf das Neue lenken. Nur so kann Transformation oder Neuerfindung organisch passieren, ohne existenzbedrohend zu sein.

Hat man erstmal seine alten Ufer verlassen und befindet sich im Flow, gelingt es eher Verbindung mit der eigenen Berufung oder Vision aufzunehmen: Was möchte ich in diesem Leben bewirken und bewegen?

Ist diese Frage geklärt, kann es in die Formgebung gehen, in ein Ausprobieren (Prototyping) möglicher Ausdrucksformen des Neuen. Als eine Art Quercheck, wie meine Talente die Bedürfnisse der Zeit treffen

Erst dann wird das neue Sein und Tun geboren, so dass ich als Mensch sagen kann – ich bin das was ich tue. Zu 100%, in all meinem Denken, Handeln und Tun. Vom Human Being zum Human Doing. Matthias Strolz beschreibt damit meines Erachtens nach, den Weg zu sich selbst, zur maximalen Selbstwirksamkeit zu dem (Anmerkung Sabine Hoffmann) einen Leben, das nicht länger in „Job“ und „Vergnügen“ geteilt werden muss.

Mit Gelassenheit zu neuen Ufern

Claudia Winkler, die Gründerin von goood Mobile teilte ihre Neuerfindung von der erfolgreichen A1 Managerin zur erfolgreichen Gründerin eines nachhaltigen StartUps. Sie und ihr Mitgründer haben ihre Kernkompetenz Mobilfunk mit ihrem persönlichen Anliegen verbunden, einen Beitrag zum Erhalt dieses Planeten und der Menschlichkeit zu leisten. Am manchmal auch steinigen Weg dorthin hat sie Gelassenheit gewonnen, die sie heute recht ungeniert immer wieder neue Herzensanliegen angehen lässt. Von eben dieser Gelassenheit, die aus persönlicher Erfahrung entsteht, berichtete die Mehrheit der TeilnehmerInnen.

Perspektivenwechsel

Marion Moser (ehemals Osztovits), erfahrene Brand Managerin (Stiegl, Cadenzza by Swarovski, Silhouette) betonte die Wichtigkeit der Rolle eines externen Betrachters oder Coaches, „damit eröffne ich mir zusätzliche Aspekte und Lösungsmöglichkeiten für die Transformation“. Bereichert um die neue Perspektive falle es leichter, die eigene Komfortzone zu verlassen und ins TUN zu kommen. In das Umsetzen der neuen Vision, Wünsche und Bedürfnisse.

Mut zum Chaos

Hannes Gutmann teil seine Erfahrung als Unternehmer

Hannes Gutmann teil seine Erfahrung als Unternehmer

Hannes Gutmann, der in sich ruhende Gründer der Wohlfühlmarke Sonnentor appellierte klar für das Annehmen des Chaos als Normalität im Unternehmertum. So sei es die Aufgabe eines Unternehmers aus dem Chaos etwas zu formen, was dann idealerweise Innovation hervorbringt.

Routinen als Framework für Kreativität

Michael Friedmann über den Innovationsprozess bei Rosenbauer.

Michael Friedmann vom Feuerwehr Weltmarkführer Rosenbauer berichtete über die unterschiedlichen Phasen im Innovationsprozess für das Feuerwehrfahrzeug der Zukunft (CFT), das 2020 in die Vorserien Produktion gehen wird: „Am Beginn des Innovationsprozesses braucht es „Chaos“ und viel Ausprobieren im agilen Modus, am Rande der Organisation (Anmerkung: die Entwicklung des CFT wurde in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert). Je näher wir der Serienproduktion kommen, umso mehr Druck und Expertise holen wir uns aus der Linienorganisation, um Kreativität und Erfahrung zu maximaler Innovationskraft zu verbinden.“ Innovation ist ja bekanntlich Kreativität und Umsetzung.

Kommunikation über alles

Rund 8 Monate hat sich die ING in Österreich Zeit gegeben, um den Schalter von Linienorganisation auf agil umzulegen. „Die Umstellung geht nicht von heute auf morgen. Die Transformation zu einer agilen Organisation ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist – auch damit muss man lernen umzugehen“, berichtet Valerie Hauff-Prieth, Director Public Affairs & Executive Positioning der ING in Österreich. Schlüsselfaktor war und ist die offene Kommunikation. In persönlichen Gesprächen das Warum? zu erklären und es Menschen damit zu ermöglichen, sich aus eigenen Stücken für oder gegen die neue Form des Zusammenarbeitens zu entscheiden. Sich mit dem Neuen bewusst zu verbinden.

Energie folgt der Aufmerksamkeit

Am Anfang jedes persönlichen Veränderungsprozesses steht die eigene Standortbestimmung: Woher komme ich? Was sind meine Stärken? „Das Vertrauen in meine eigenen Stärken ist die Ausgangsbasis für substanzielle Veränderung“ diagnostiziert Corinna Spaeth, die Menschen durch Entwicklungsprozesse begleitet, u.a. in ihrem Programm Freischwimmer. Gemeinsam mit ihren Klienten arbeitet sie am Growth Mindset und am Commitment zum eigenen Wachstum: „Ich will am Leben wachsen, egal was es mir vor die Füße wirft.“

Selbstwirksamkeitsüberzeugung

Lenz Moser schilderte seine wiederholten, zu Beginn nicht freiwilligen Neuerfindungen in seinem Leben, vom Winzer Sohn zum Manager in international führenden Organisationen bis zum Unternehmer heute. „Bevor ich einen neuen Weg beschreite, ziehe ich mich zurück, um dann bewusst zu entscheiden, wo ich mich einbringen möchte, nämlich dort, wo ich gebraucht werde! Wo ich einen Unterschied machen kann!“ Und dann fließt die Energie klar in diese neue Richtung und manifestiert sich als Erfolg.

Was in dieser gut einen Stunde entstanden ist, ist eine kleine Sammlung an Tools, Skills und Mindset Hacks zum Aufbau von Resilienz für den Tag, an dem uns das neue (Digitale) Zeitalter kalt erwischt. Noch haben wir die Zeit uns selbst als Leaders und unsere Teams und Organisationen vorzubereiten auf die Freude am Neuen – in dem wir uns selbst mit uns konfrontieren, beobachten, lernen und Growth Feedback zu einem selbstverständlichen Instrument in der Führung machen.

Bleibt mir ein großes Dankeschön an alle die dabei waren zu richten: Christine Antlanger-Winter (Country Director Google Austria), Michael Friedmann (Head of Group Strategy, Innovation and Marketing Rosenbauer Group), Johannes Gutmann (Gründer, Sonnentor), Valerie Hauff-Prieth (Director Public Affairs, ING-DiBa Österreich), Ewald Kiss (Vice President für Immobilienwirtschaft & Partnernetze, Magenta Telekom), Maria Maager (Head of investor Relations and PR, Petrus Advisers), Lenz Moser (FINE WINE ENTREPRENEUR), Marion Moser (ehemals Osztovits) (in berufl. Veränderung, zuletzt Global Brand Director, Silhouette), Catharina Riess (demnächst: Director Medienhaus, Wien Tourismus), Christina Schiedlbauer (ÖBB PV, Teamlead Corporate Development), Corinna Spaeth (Geschäftsführerin der CS Consulting GmbH, Executive und Stress Coach www.freischwimmer.club), Matthias Strolz (Portfolio Entrepreneur), Jan Trionow (CEO, Hutchison Drei Austria GmbH), Claudia Winkler(CEO, gooodnetwork AG).

Wir freuen uns auf MitstreiterInnen, Themen und konkrete Impulse! Treten Sie mit uns in Kontakt und gestalten Sie mit in der LinkedIn Gruppe… wo wir auch die nächsten Veranstaltungen kommunizieren werden. Bleiben Sie neugierig!

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