Ist unser Denken und Wahrnehmen verantwortlich für die globale Zwickmühle?
Die Poly-Krise in der wir stecken ist Konsequenz unseres menschlichen Handelns. Wir handeln nach gewissen Logiken, Theorien, Anweisungen, Motiven & Weltbildern. Daher ist die Sicht auf die Welt entscheidend.
Unser Weltbild als Teil des Problems
Unser stark verallgemeinerndes, reduktionistisches & mechanistisches Weltbild leitet uns die Natur zu einer kontrollierbaren Maschine zu machen. Doch Maschinen sind tot. Das Leben funktioniert anders. Die Expert*innen in den Naturwissenschaften wissen das auch, dennoch sind diese Modelle der Maschinenwelt weit verbreitet (speziell auch im Wirtschaftsleben und Ökonomie).
Viele Paradigm-Shifts haben unser Leben verändert.
Raum ist dreidimensional & Zeit überall gleich? Falsch! Zeit und Raum sind mehrdimensional und relativ.
Ein Gegenstand besteht aus Materie und Summe der Elemente? Falsch! Gegenstände sind Energie und die Beziehung der Teilchen untereinander.
Viele Entdecker*innen wurden aufgrund der gegensätzlichen vorherrschenden Lehrmeinung und ihrer kontra-intuitiven Ideen zunächst ausgelacht.
Doch zurück zum mechanistischen und vorherrschenden Weltbild: Dieses bedient vor allem unsere linke Hirnhälfte, die starke Verallgemeinerungen braucht dafür rational und logisch denken zu können. Hier liegt unser Hang zu Reduktionismus und linearem Denken. Doch um Komplexität zu erfassen, benötigen wir beide Gehirnhälften, insbesondere unsere rechte. Sie ist großartig, um Ganzheit & Dynamik zu erfassen, kreativ zu sein und tiefgreifende Zusammenhänge mit verschiedenen Arten von Assoziationen zu verbinden.
Eine großartige Brille, um verschiedene Phänomene (vor allem des Lebens) zu erfassen ist die Systemtheorie. Jede Lebensform ist ein System, ebenso Ökosysteme, Wirtschaftssysteme, oder ein Vogelschwarm. Wie ticken die?
Wie funktionieren (komplexe) Systeme?
Ein System ist eine emergente Gesamtheit, das aus Subsystemen besteht, die miteinander in Verbindung stehen. Es hat ein „Inneres“ & ein „Äußeres“, Stabilität über Feedback-Schleifen, verändert sich dennoch über den Lebenszyklus konstant und passt sich der Umgebung an. Es gibt keine zentrale Steuerungs- / Kontrollinstanz, die Organisation erfolgt über dezentrale Mechanismen (Selbstorganisation). Es gibt im Vogelschwarm keinen „Meistervogel“, der die Steuerung über alle anderen Vögel innehält.
Wird der Druck innerhalb oder außerhalb des Systems sehr groß, bleibt es prinzipiell lange anpassungsfähig und entwickelt sich weiter, ab einem gewissen Punkt kann es dennoch „kippen“. Es stirbt & zerfällt.
Es kann aber auch in ein komplexeres System „kippen“, indem es sich mit anderen Systemen zusammentut und ein neues, größeres System „emergiert”. Wenn z.B. die Vögel sich zu einem Vogelschwarm zusammentun.
Trau Dich: Demut gegenüber der Natur
Das große Erfolgsgeheimnis der Natur seit über Milliarden von Jahren ist ein ewiger Zyklus: Leben und Tod. Aus Tod wird neues Leben. Nur so bleibt das Erdsystem dynamisch, anpassungsfähig und vielfältig ∞
Die Geheimnisse der Natur sind unbegrenzt. Das ist schön und faszinierend, auch Grund zur Demut. Wir haben wenig verstanden und unsere Maschinen, die seit ein paar hundert Jahren laufen kommen in keinster Weise der wunderbaren Wirkung und Balance des Lebens nahe, das eine Milliarden-Jahre-Alte Entwicklung hinter sich hat – und wir ein kleiner Teil davon, untrennbar verbunden in unserem Inneren, wie auch in der materiellen Außenwelt. Das mag gemischte Gefühle hervorrufen, so ging es mir auch. Doch am Ende ist das ein stärkender Gedanke.
Key Learnings
Der Ursprung unserer Krisen ist unser mechanistisches Weltbild
Lösung: Verbundenheit mit Natur, den Mitmenschen und sich selbst
Umgang mit Komplexität: Urvertrauen in das Leben, vernetztes Denken & „Tanzen mit Realität“
Dieser Beitrag wurde inspiriert von einem Vortrag von Martin Grassberger.